Allen Stadträten im Bauausschuss haben wir im Juli 2025 fünf Fragen mit Bitte um eine kurze Antwort gestellt. Folgende Antworten haben wir erhalten (hier in der Reihenfolge, in der sie uns erreichten). Das Spektrum unterschiedlicher Ansichten kommt darin gut zum Ausdruck!
PVP-Fraktion (Piratenpartei, Volt, Die Partei)
Was sind Ihre Top-3-Prioritäten für den Neubau der Carolabrücke?
- echte Bürgerbeteiligung
- Variantenvergleich
- eine wirklich schöne und zukunftsfähige neue Brücke
(Wie) darf die Bevölkerung über die Gestaltung mitentscheiden?
So wie das bislang geplant ist, so gut wie gar nicht. Eine Vorfestlegung auf „Ersatzneubau“ und „Anzahl der Spuren“ lässt so gut wie keine Spielräume mehr zu. Jegliche Versuche zur „Bürgerbeteiligung“ verkommen dann zur Farce.
Wird es Auswahlmöglichkeiten mit historischer Ästhetik geben?
Nach unserem Ersetzungsantrag: ja, natürlich!
Welches Jahr streben Sie für die Einweihung an?
Die Brücke steht 100 Jahre im Herzen der Stadt und bestimmt maßgeblich den verkehrlichen, ökologischen, sozialen und stadtbildnerischen Raum (weit über die Grenzen der eigentliche Brücke hinaus: z. B. St. Petersburger/Albertstraße). Wir sollten nicht trödeln, aber auch keine Schnellschüsse machen. Ich denke, 2032 kann eine neue Brücke eröffnet werden.
Was möchten Sie für den Stadtraum an der St. Petersburger Straße erreichen?
Die Heilung der „Stadtwunde“ St. Petersburger Straße ist eines der wichtigsten Projekte in Dresden für die kommenden 15 Jahre. Hier kann ein wunderschöner neuer Stadtraum entstehen, der ökologisch, verkehrlich, städtebaulich, wohnungstechnisch und auch wirtschaftlich Maßstäbe setzen kann. Daher ist es ja gerade eine der Schlüsselfragen für die Entwicklungsperspektiven der St. Petersburger, dass jetzt kein „Schnellschuss-Carola“ ebendiese Perspektiven auf Jahrzehnte zunichte macht.
Alternative für Deutschland (AfD)
Was sind Ihre Top-3-Prioritäten für den Neubau der Carolabrücke?
a.) Der Faktor Zeit: Die derzeitige Verkehrslage in unserer Stadt verursacht täglich einen enormen wirtschaftlichen Schaden. Ziel muss es deshalb sein, schnellstmöglich eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur wiederherzustellen.
b.) Die Funktionsfähigkeit unserer Verkehrsinfrastrukur: Nachdem der Vorschlag der AfD zur Errichtung einer Interimsbrücke abgelehnt wurde, muss nun ein Brückenbauwerk errichtet werden, welches innerhalb der Rahmenbedingungen des derzeitigen Hauptverkehrsnetzes im Stande ist, die täglichen Verkehrslasten abzuwickeln und das zudem auch noch Reservekapazitäten für den Fall etwaiger Sperrungen anderer Brückenbauwerke bereit hält (bevorstehende Sanierung Marienbrücke). Es muss vermieden werden, dass es dann auf der Carolabrücke in Folge der Sperrung der Marienbrücke dann erneut zu einem Verkehrschaos und einer damit verbundenen Schädigung der städtischen Wirtschaft kommt.
c.) Städtebau: Uns ist es wichtig, dass sich eine neue Brücke städtebaulich in das historisch geprägte Stadtbild einfügt. Prägend für die Umgebung ist die historische Altstadtsilhouette, das Terassenufer und das Königsufer (auch mit seiner zukünftigen Bebauung). Die Brücke darf nicht in Konkurrenz zu diesen prägenden Elementen unseres Stadtbildes treten und muss sich darin einfügen. Wir befürworten deshalb die weitestmögliche Verwendung von Stilelementen der historischen Carolabrücke von 1895 beim „Ersatzneubau“.
(Wie) darf die Bevölkerung über die Gestaltung mitentscheiden?
Wir setzen uns ausdrücklich für eine Beteiligung der Bürger ein und haben deshalb auch im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr diese Beteiligung zur Voraussetzung für unsere Zustimmung gemacht. Wir wünschen uns hier ein Werkstattformat, welches analog zu dem Beteiligungsformat zum Königsufer aufgebaut ist. Die Bürger sollen eigene Ideen zur weiteren Gestaltung einbringen und auch ein Votum über die unterschiedlichen Entwürfe treffen können.
Wird es Auswahlmöglichkeiten mit historischer Ästhetik geben?
Wir befürworten eine Mehrfachbeauftragung von mindestens 4 Entwürfen, aus denen dann unter Berücksichtigung des Votums der Bürgerschaft eine Siegerentwurf ausgewählt und für die Realisierung weiterentwickelt werden soll.
Welches Jahr streben Sie für die Einweihung an?
Mit unserem Vorschlag zu einer Interimsbrücke wäre eine Nutzung der Elbquerung im Frühjahr 2026 realisierbar gewesen. Nach der Ablehnung unseres Vorschlages in der letzten Stadtratssitzung werden wir uns dennoch dafür einsetzen, dass eine schnellstmögliche Lösung unter Berücksichtigung der Bürgerbeteiligung realisiert wird. Wir müssen jedoch davon ausgehen, dass die Freigabe dieser Elbquerung nicht vor 2031 erfolgen wird.
Was möchten Sie für den Stadtraum an der St. Petersburger Straße erreichen?
Die Verkehrsschneise St.-Petersburger-Straße sehen wir als städtebauliches Übel, welches wir gern mit historischen Leitbauten (Bspw. Kaiserpalast) und einer städtebaulichen Entwicklung umgestalten wollen. Auch vor diesem Hintergrund hatten wir eine Interimsbrücke vorgeschlagen, um die benötigte Zeit zu gewinnen, die Hauptverkehrsachsen unserer Stadt neu zu ordnen und die derzeitige Bedeutung dieses Verkehrszugs als derzeitige Haupt- und Bundesstraße zu einer einfachen innerstädtischen Straße herabzustufen. Wenngleich unser Vorschlag keine Mehrheit gefunden hat, halten wir dennoch inhaltlich an der Umgestaltung bzw. Umverlegung der Hauptverkehrsrouten aus unserem Stadtzentrum heraus fest und unterstützen die perspektivische, städtebauliche Entwicklung dieses Areals als urbanes, innerstädtisches Gebiet.
Team Zastrow
Was sind Ihre Top-3-Prioritäten für den Neubau der Carolabrücke?
- schnell bauen
- wie bisher mit vier Kfz-Spuren bei verbesserten Bedingungen für Radfahrer bauen
- architektonisch anspruchsvoll bauen
(Wie) darf die Bevölkerung über die Gestaltung mitentscheiden?
Die Entscheidung über die Brücke sollte beim Stadtrat als repräsentatives und demokratisch gewähltes Gremium liegen. Es wird aber auch ein Begleitgremium und einen Bürgerbeteiligungsprozess geben.
Wird es Auswahlmöglichkeiten mit historischer Ästhetik geben?
Das von den bürgerlichen Fraktionen vorgeschlagene Verfahren der Mehrfachbeauftragung zu Beginn der Planungen wird zu mehreren unterschiedlichen Gestaltungsentwürfen führen und sichert Auswahlmöglichkeiten. Explizit sind auch Entwürfe, die sich am historischem Vorbild anlehnen, möglich.
Welches Jahr streben Sie für die Einweihung an?
Wenn der Stadtrat dem Votum des Bauausschusses folgt, ist nach Meinung der Verwaltung und der Experten eine Eröffnung im Jahr 2031 möglich.
Was möchten Sie für den Stadtraum an der St. Petersburger Straße erreichen?
Die Umgestaltung des Stadtraumes hat für uns angesichts der finanziellen und der verkehrlichen Situation der Stadt und der baulichen Gegebenheiten vor Ort keine Priorität. Es gibt wichtigere Dinge, um die sich die Stadt zuvorderst kümmern muss.
Bündnis 90/Die Grünen
Was sind Ihre Top-3-Prioritäten für den Neubau der Carolabrücke?
- Gute, elegante Gestaltung
- Platz für Straßenbahn, sichere Rad- und Gehwege und zwei Autospuren
- mehr Optionen für eine menschenfreundliche Stadtgestaltung im Umfeld
(Wie) darf die Bevölkerung über die Gestaltung mitentscheiden?
Begleitende Bürger*innenbeteiligung im Wettbewerbsverfahren als Entscheidungshilfe für den Stadtrat
Wird es Auswahlmöglichkeiten mit historischer Ästhetik geben?
Das liegt in den Händen der teilnehmenden Planungsbüros.
Welches Jahr streben Sie für die Einweihung an?
Wir haben leider keine Glaskugel 😉 Planung, Beteiligung, Entscheidung, Ausschreibung und Bauausführung brauchen Zeit. Wenn nichts dazwischenkommt, könnte es 2030 soweit sein. Aber meistens kommt ja was dazwischen in unserer Stadt.
Was möchten Sie für den Stadtraum an der St. Petersburger Straße erreichen?
Die autobahnartigen Straßen der autogerechten Stadt der 60er Jahre sollen zugunsten von Wohnbauflächen und Grünräumen mit echter Aufenthaltsqualität auf Normalmaß gebracht werden.